Hygiene-Ampel: Fluch oder Segen für die Gastronomie?

von Ky - GastroHero GmbH 5.957 views0

Anfang September 2016 hat die Landesregierung in NRW einen Gesetzesentwurf beschlossen, der für kontroverse Ansichten sorgt: Die Hygiene-Ampel für die Gastronomie soll bis 2020 verpflichtend eingeführt werden. Ziel ist es, für mehr Transparenz zu sorgen. Doch was bedeutet das konkret?

Wie funktioniert die Hygiene-Ampel?

Die Hygiene-Ampel macht die Ergebnisse amtlicher Kontrollen zur Lebensmittelüberwachung öffentlich. Dabei erhalten die kontrollierten Betriebe sogenannte Risikopunkte, die sich wiederum in ein einfaches Ampel-System übertragen lassen. Je weniger Punkte ein Betrieb hat, desto weniger Aspekte waren bei der Kontrolle zu beanstanden.  Eine geringe Punktzahl sorgt also für eine grüne Ampel.

Hygiene Ampel

Bis 2020 steht es Gastronomen frei, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen und sich damit gegebenenfalls einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Danach ist die Ampel-Kennzeichnung verpflichtend für alle Betriebe, die mit Lebensmitteln arbeiten. Die Ergebnisse müssen so ausgehangen werden, dass sie allen Gästen zugänglich sind. Also zum Beispiel an der Eingangstür oder auf der Webseite des Betriebs.

Nach welchen Kriterien werden Betriebe bewertet?

Grundlage für das Ampelsystem sind die amtlichen Kontrollen zur Lebensmittelüberwachung, deren Befunde bisher nicht öffentlich sind. Dabei prüfen Kontrolleure verschiedene Gesichtspunkte, unter anderem das Hygiene-Management im Betrieb und die korrekte Kennzeichnung von Lebensmitteln. Da Gastronomen angehalten sind, sich selbstständig um die Kontrolle und Einhaltung der Vorschriften zu kümmern, ist ein Prüfungsaspekt, wie gut das eigene System funktioniert. Genauere Hinweise zu den wichtigsten Hygiene-Vorgaben in Deutschland, finden Sie in diesem Artikel. Bei der Hygiene-Ampel enthält ein Betrieb pro Beanstandung – also pro nicht erfüllter Auflage –  einen Risikopunkt. Dadurch erhofft sich die Verbraucherzentrale weniger Beanstandungen, da Gastronomen mehr auf die Einhaltung der Vorschriften achten.

Warum wird die Hygiene-Ampel eingeführt?

Vorbild für das Ampel-System ist ein ähnliches Modell in Dänemark,  das Gastro-Betriebe mit Smileys bewertet. Dieses Modell führte zu wesentlich besseren Kontroll-Ergebnissen, da es dazu anspornt gewissenhafter zu arbeiten, um nicht unter den Folgen schlechter Ergebnisse zu leiden. Eines der Ziele ist es daher, durch die Transparenz der Ergebnisse den Betrieben, die sich an Hygienestandards halten, einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Und auch die Verbrauchter profitieren: Sie wissen, worauf sie sich beim nächsten Restaurant-Besuch einlassen.

Welche Argumente bringen Kritiker gegen die Hygiene-Ampel?

Die Vorteile des Gesetzes sind auf den ersten Blick einleuchtend. Doch Kritiker, wie der DEHOGA-Branchenverband, bringen überzeugende Argumente, die zum Hinterfragen des Entwurfs anregen. Sie bemängeln vor allem, dass das Ergebnis einer Hygiene-Kontrolle lediglich eine Momentaufnahme zeigt. Stellt ein Kontrolleur Mängel fest, ist der Betrieb ohnehin verpflichtet, diese zu beheben. Das ursprünglich schlechte Ergebnis der Kontrolle bleibt ihm jedoch zunächst erhalten. Eine neue Kontrolle ist kostenpflichtig und zudem nur einmalig möglich. Hinzukommt, dass es zwar einheitliche Richtlinien für die Kontrollen gibt, in Einzelfällen jedoch das Urteil in der Hand des Kontrolleurs liegt. Denn es ist nur schwer möglich, für jeden Fall eine genaue Richtlinie aufzusetzen. Auch für die Gäste ist durch die Punktzahl und Ampelmarkierung nicht einsehbar, in welchen Bereichen der Betrieb gut oder schlecht arbeitet. Sie nehmen ein Restaurant mit einer gelben Markierung somit schnell als versifft und dreckig wahr. Dabei ist es möglich, dass die Punkte beispielsweise aus der mangelnden Dokumentation der eigenen Hygiene-Maßnahmen rühren.

Pro Hygiene Ampel Contra Hygiene Ampel
Motiviert zu gewissenhaftem Umhang mit Lebensmitteln, somit sind weniger Beanstandungen zu erwarten Stellt lediglich eine Momentaufnahme da, aufgrund derer ein Restaurant als gut oder schlecht stigmatisiert wird
Verschafft gewissenhaft arbeitenden Betrieben einen Wettbewerbsvorteil Umgesetze Verbesserungen können erst nach einer kostenpflichtigen Nachkontrolle angezeigt werden
Bietet mehr Transparenz für Gäste Für Gäste ist es nicht eindeutig nachvollziehbar, welche Beanstandungen zur Bewertung geführt haben
Bewertungssystem ist zwar größtenteils einheitlich, in Einzelfällen jedoch uneindeutig

Nun interessiert uns Ihre Meinung: Was halten Sie von der Einführung der Hygiene Ampel in NRW? Bringt sie Gastronomen und Gästen einen Vorteil und sollte auch bundesweit eingeführt werden oder führt sie dazu, dass Betriebe stigmatisiert werden und so unter den Kontrollen leiden?

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