Roboter-Köche – Was können sie wirklich?

von Joleen - GastroHero 4.889 views0

Roboter-Köche

2018 bringt die Londoner Firma „Moley Robotics“ ihren app-gesteuerten „Robo-Chef“ auf den Markt. Letztes Jahr servierte der Prototyp auf der Hannover Messe Krabbensuppe an die Besucher. In 2 Jahren soll der Nutzer aus über 2.000 Rezepten auswählen können. Doch wie gut ist die Kochqualität des elektronischen Kochs und wann erhält er Einzug in die Gastronomie?

Wie funktioniert der Robo-Chef?

Wenn man ihm bei der Arbeit zuschaut, wirkt es wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film: Man sieht zwei Arme, die aus einem Schrank über einer handelsüblichen Arbeitsplatte mit Kochfeld kommen. Die Bewegung der Hände wirkt erstaunlich menschenähnlich. Sie schneiden, greifen, kippen, rühren und spachteln äußerst präzise und sind das Herzstück des Gerätes.

Das Londoner Unternehmen „Shadow Robot“ arbeitet seit über 18 Jahren an dem perfekten Nachbau der menschlichen Hände und hat dafür 24 Motoren und 129 Sensoren in jede Hand eingebaut. Die Hände wiederholen die vorher von Sterneköchen im 3D-Studio aufgezeichneten Bewegungen des Kochablaufes. Hier sieht „Moley Robotics“ auch ein interessantes Geschäftsmodell für Star-Köche: Sie können ihre eigenen Rezepte in Zukunft aufzeichnen und im Rezepte-Store dem Konsumenten anbieten.

Durch das millimetergenaue Nachahmen der Kochbewegungen müssen alle Geräte und Kochutensilien vor dem Kochen haargenau platziert werden. Denn wenn eine Schüssel beispielsweise nicht auf dem dafür vorgesehenen Punkt steht, kann die Hand sie nicht greifen und der Kochprozess nicht fortgeführt werden.

MoleyNewRecipes

Roboter-Showcooking in China

Während Roboterköche in vielen Teilen der Welt noch reine Zukunftsvision sind, sind sie im chinesischen Imbiss “Toyako Robot Ramen” schon Firmenphilosophie. Die beiden Roboter „Toya“ und „Kona“ sind dort die einzigen Chefköche und bereiten alle Speisen in echter Showcooking-Manier live hinter einer Glaswand zu. Vor Allem die menschlichen Elemente der 140.000 Euro teuren Investition sorgen bei den Kunden für Begeisterung. Sie haben Augen, einen Mund und rufen sogar zwischendurch Sprüche wie „Alle beobachten uns die ganze Zeit“ oder „Ich arbeite 25 Stunden am Tag“ in die Runde.

Die Auswahl der Gerichte hält sich in Grenzen. Es werden nur verschiedene Varianten des chinesischen Suppengerichtes „Ramen“ angeboten. Die Preise sind in etwa doppelt so hoch wie bei der „menschlichen“ Konkurrenz. Ein Test der Seite Smart Shanghai beschreibt das dort servierte Essen aber eher als suboptimal und kritisiert die unterschiedlichen Temperaturen der Zutaten. Das hohe Kundenaufkommen lässt sich wohl also eher auf den Showeffekt als auf die Qualität des Essens zurückführen.

Werden Köche bald durch Roboter ersetzt?

Nach dem aktuellen technischen Stand sind Geschäftsmodelle mit vollautomatischen Roboter-Köchen, die nur auf wenige, einfache Gerichte ausgelegt sind, durchaus möglich. Man kann jedoch noch nicht erwarten, dass der Roboter-Koch fähig ist für die optimalen Temperaturen der einzelnen Zutaten zu sorgen. Bis der digitale Koch ohne menschliche Unterstützung, die Speisekarte hoch und runter zaubern und dabei noch qualitativ hochwertiges Essen bieten kann, wird es noch einige Jahre dauern. Und selbst dann wird die finanzielle Einstiegsbarriere wahrscheinlich noch für 90% der Gastronomen zu hoch sein.

Fraglich ist auch, ob Roboterköche als Teil der europäischen Gastronomiekultur überhaupt akzeptiert werden – sei es von Betreibern als auch von Kunden. Schließlich reden wir von der „Kochkunst“ –  und sich einen Roboter als Künstler vorzustellen, fällt schwer. Die besten Küchen leben oft davon, dass Ihre Köche sich eben nicht genau ans Rezept halten, sondern kreativ austoben. Das ist etwas, das auch der beste Roboter-Koch nicht kann.

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